Überschrift: Die Geburt Magadoburgs


Ein romanisches I m Diedenhofer Kapitular (805 wird das bis dato kaum bekannte Grenzkastell, eine gegen Westen mit Spitzwällen abgesicherte Burganlage, erstmals nachweislich erwähnt. Lange zuvor aber soll Julius Caesar hier einen Tempel seiner hochverehrten Diana errichtet haben. So will es die Schöppenchronik wissen. Stadt der Göttin Diana, oder, ganz wie man will, auf griechisch: Parthenu, Parthenopolis. Jede Stadt, die im Mittelalter etwas auf sich hält, will ihren antiken, römischen Ursprung nachweisen. Und weil von römischen Grundmauern ganz gewiß nichts aufzufinden ist, so wird eben etwas Gelehrtes in die Welt gesetzt. - Sollte jemand erst einmal das Gegenteil beweisen. Die Sachsen aber, jene Leute, die in grauen Vorzeiten aus den Stämmen der Chauken, Angrivarier, Barden, und wer weiß wem noch alles, hervorgegangen sind, kennen den Ort längst. Befindet sich doch auf dem Felsen, neben dem später der Dom gebaut werden sollte, ein großes Heiligtum, das Ekmagadi; das Heiligtum der Baumelfen.

Echter Elfenreigen in der Kreuzhorst Kein Wunder; schließlich sind diese Wesen ja hier in diesem wasserreichen Gebiet zu Hause. Jene lieblichen und unsterblichen Geschöpfe des Lichtes, die, wie jederman weiß, im Spiegel der Seen als schillernde, kreisende Ringe zu beobachten sind. Oder als hüpfende Nebel in waldumsäumten, mondbeschienenen Sommerwiesen.

Nun ja. Wer sie sehen will, mag sie noch heute finden. Vielleicht in einem der Reste der einstigen undurchdringlichen Auenwälder, die die Elbe zu beiden Seiten säumten: Der Kreuzhorst, einem Naturschutzgebiet am Rande Magdeburgs. Karl der Große macht im Jahre 780 mit seiner vierten Heeresabteilung Schluß mit dem germanischen Zauber, diesem Ekmagadi, samt seiner mit Wällen und Palisadenzäunen geschützten Anlage, der Burg. Wie schon anderswo. Sogleich läßt er zur Befriedung des umliegenden Landes ein Kastell errichten.

Kastell Karls des Großen
Und bald darauf siedeln sich unter dessen Schutz Kaufleute und Gewerbetreibende an. Es entsteht der Marktflecken mit dem so seltsamen Namen Magadoburg. Ein reger Handel mit den slawischen Völkern jenseits der Elbe entwickelt sich. Ist doch die Lage günstig; eine Furt über die kleine Elbe gestattet den gefahrlosen Übergang. Und wie in der Antike ziehen schließlich Handelskarawanen von Nord nach Süd und von West nach Ost.

Übrigens, bald schon ist für Karl dieser Warenaustausch ein wenig zu rege. Im Diedenhofer Kapitular ist nachzulesen, daß der Handel mit Harnischen und anderem Kriegsgerät verboten ist. Was mag er wohl mit den slawischen Bewohnern jenseits der Elbe vorgehabt haben ...

Mit dem Tode Karls des Großen beginnt der Zerfall des fränkischen Reiches. Mit ihm versinkt der Marktflecken Magadoburg im Nebel der Zeit. Erst einhundertundfünfzig Jahre später findet er wieder seinen Platz in der Geschichtsschreibung ...