Ueberschrift: Der Thronfolger
romanisches 'O' tto liebt diesen sagenumwobenen Ort. Oft reitet er hinunter zum Fluß, der sich südlich als Bucht um den dortigen Felsen schmiegt. Der reißende Strom ist hier in viele Flußarme zerteilt, die ihm die Gewalt. Bequem gelangt man von hier aus über das andere Ufer zur Burgwardsiedlung Pechau. Dort beginnt das Gebiet der Slawen. Von der Sonne geblendet schaut Otto hinüber auf das andere Ufer der Elbe.
- Vielleicht, nein! gewiß werde ich einstmals von hier aus gegen die Hunnen... Hier in der Kreuzhorst soll es noch Elfen gebenDoch gemach, gemach! Erst muß ich diese englische Prinzessin heiraten. Vater will es so. Die Brautwerber beschreiben sie in den schönsten Farben. Von vornehmer Geburt. Schwester des sächsischen Königs Aethelstan aus dem fernen Britannien. Welche Ehre für unser francia et saxonia. Als sie erschien, wird er wohl des Glückes voll gewesen sein, so wunderschön war sie. Wie im Märchen. Alle Märchen bergen ein wenig Wahres. Hals über Kopf verliebt wird er mit ihr die Elbe entlang geritten sein, um ihr dieses, sein Magadoburg zu zeigen. Morgen schon würde er es ihr zu Füßen legen.
- Was für ein gar liebreizend Flecken Erde, mag sie ausgerufen haben. Ganz wie daheim. Hier will ich´s mir wohl sein lassen.

Ja, ähnelte doch der Elbverlauf mit seinen vielen deltahaften Nebenflüssen und Verzweigungen so sehr dem fernen Ort ihrer Kindheit, Aus einem Musterbuch: Der Bau einer Kirche der Themse. Wer weiß,wie oft sie hier,den Blick auf die Wirbel dieses so sehr nach Fisch riechenden, grünlich schimmernden Stromes gerichtet, von ihrer Heimat geträumt hat. Leise ihre alten Lieder singend. Vielleicht am Fuße des Felsens oder oben auf dem Plateau sitzend,neben dem so viel später der heutige Dom stehen sollte. War es nur nüchterne strategische Überlegungen, die diesen Ort alsbald zum Zentrum des Westen erstrahlen lassen sollten? Damit die Liebe in unserer Reise in die Vergangenheit nicht zu kurz kommt, sagen wir ganz einfach: Beides.

929 nun, beginnen hier die glücklichen Jahre des Ehepaares. Und bis zur Thronsetzung Ottos I. im Jahre 936 bleibt es ihr gemeinsamer Aufenthaltsort. In dem zuvor verschlafenen von Händlern nur ein- bis zweimal im Jahr besuchten Grenzhandelsplatz zieht Leben ein. Handwerker siedeln sich an. Kaufleute. Kinderlachen, klingelnde Schmiedehämmer, Gauklergesang, Marktgeschrei. Die Jahre vergehen. Heinrich I. erleidet in Memleben sechzigjährig einen Schlaganfall und stirbt.

Seltsame Wege geht oftmals das Schicksal: Es ist jene reichbegüterte Pfalz, in der 37 Jahre später Rest der Pfalz Memleben. Ein Besuch unbedingt zu empfehlen! auch sein Sohn den Tod finden wird.

Seinem Wunsch entsprechend nimmt Otto die Nachfolge auf. Und wird schließlich römischer Kaiser. Er hat die Hände voll zu tun, das renitente Norditalien oder die eigennutzigen Herzöge in die Schranken zu verweisen. Überall lauert Verrat. Selbst in der eigenen Verwandtschaft, ja sogar sein eigener Bruder Heinrich trachtet ihm sogar lange Jahre nach dem Tod. Es ist das Los eines mittelalterlichen Königs. Er kann nur reagieren, nicht regieren. Zu mehr reicht seine Macht nicht. Erst der Sieg über die Hunnen bringen ihm uneingeschränktes Ansehen.

Sein geliebtes Magadoburg vergisst er darüber nicht. Mit diesem Ort seiner Jugend hat er nach wie vor seine Pläne ...