Erinnerung an meinen guten, alten Kachelofen



- Zwölf grimmig in die Ohren zwickende Minusgrade. Und es war ein in der einsetzenden Dunkelheit beinahe unheimlicher Dezemberspätnachmittag. Bis oben hin vermummte Gestalten, den Kopf nach unten gesenkt und die Schultern zusammengezogen, hasteten an der Parkanlage inmitten der Stadt vorbei.

Trotz der Kälte aber, war die Luft nebligfeucht. Beinahe so, als wolle es nieseln. Es war eine seltsame Zweisamkeit von Frost und Nebel. Während der Frost alles, was sich ihm in den Weg stellte, tief hinein durchdrang, verkleidete der Nebel das so vorbereitete, mit einer gleichmäßigen weißen Hülle. Überall schlugen Myriaden winziger Wassertröpfchen nieder. Gleich darauf erstarrte Molekül für Molekül zu einem winzigen Eiskristall, das bald darauf Platz für einen Nachfolger bot. So entstand auf Straßenlampen und Schildern, an Hecken und Bäumen, bis zum letzten Herbstblatt ein dichter, weißer, ein ungewöhnlicher Pelz.

Himmelsschwärze, davor die auf diese Weise geschmückte Parklandschaft. Verwundert betrachtete ich dieses, wie aus einer Laune heraus entstandene Kostüm des Winters.

- Bis mich das Zwicken in den Ohren an meinen warmen Kachelofen erinnerte und zur Eile antrieb.

Bernd Werner, 2. Januar 1986