Hier finden Sie Antworten zu häufig gestellten Fragen:
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    • Was ist unter den Begriffen romanische und gotische Architektur zu verstehen? Ihre Unterscheidungsmerkmale.
    Eigentlich (aber manchmal auch nur eigentlich) ist alles ganz einfach:
    Bei der Romanik ist generell alles, was sich irgendwie kreisrund krümmt. Die architektonischen Gestaltungselemente scheinen längst nicht so zahlreich zu sein wie bei der Gotik. Aber das scheint nur so: es gibt eine große Anzahl von gestalterischen Hinweisen auf das Alte und Neue Testament, die noch vor gar nicht all zu langer Zeit zwischen den Architekten zu Disputen und Auseinandersetzungen geführt hat. Mittlerweile scheint man sich einig zu sein. Immer spielt in der Mittelalterlichen Bauweise das Thema der Himmelstadt, des Himmlischen Jerusalem aus der Apokalypse eine große Rolle.
    - Aber das führt wohl schon zu weit.
    Die Äußerlichkeiten beschränken sich zunächst auf die Kapitelle, Lisenen, Rundbogenfriese, Rundbogenfenster mit und ohne Blendbogen, als Zwillings- oder Drillingsfenster. Generell ist im Vergleich zur Gotik alles wesentlich dunkler, geradezu düster.
    In der Gotik läuft alles gekrümmte nach oben spitz zu; ist also nicht mehr kreisrund, sondern von der Geraden angefangen bis zur Spitze elliptisch. Große Fenster, die sich mit der stützenden Wirkung ihrer Maßwerke einen Halt geben. Dadurch ist in den gotische Kirchen wesentlich heller. In Frankreich gibt es gotische Kirchen, die mit ihrer Höhe bis zu 50 m und entsprechend großen Fenstern zu wahren Gewächshäusern werden. Hier sind die gestalterischen Elemente äußerst vielseitig und kompliziert. Jedes schmückende Bauelement hat stützende und Festigkeit verleihende Funktion.
    • Die Zeiträume des Auftretens (Anwendung, Realisierung)
    Einen genauen Zeitpunkt ihres ersten Auftretens zu nennen, ist schwer möglich. Zu viele architektonische Einflüsse begleiten ihren Weg bereits vor der „Romanik“. Aber für den Raum des heutigen Deutschlands gilt die Zeit zwischen 1000 und 1235 n.Chr. Ihre größte Formvollendung erfährt sie im 11. Jahrhundert.
    • Spätromanik / Frühgotik am Beispiel unseres Domes, wo ist der Übergang zu sehen?
    Der Übergang ist im Ostteil, dem Chorbau, wahrzunehmen. Während das Erdgeschoss des Kapellenkranzes noch spätromanisch ist - das ist erkennbar bereits an den Rundbogenfriesen - wurde die dar überliegende Empore frühgotisch erbaut. Die Kapitelle sind ebenfalls spätromanisch. Wunderschöne Arbeiten.
    Übrigens ist es durchaus möglich, dass der Bauherr Erzbischof Albrecht II, diesen ersten Bauabschnitt erlebt hat. Das Bestreben dieses Kirchenfürsten war es, aufgrund seiner Frankreich-Erfahrungen einen gotischen Neubau durchzusetzen, was ihm jedoch, wie man sieht, nicht in vollem Umfang gelang. Die frühromanischen Einflüsse werden deutlich, wenn man den östlichen Grundriss betrachtet. Unverkennbar wird hier deren Übernahme in das gotische Projekt: Die beiden Osttürme und der Kapellenkranz, der sich aus der Krypta mit ihren fünf Nischen ergibt. Ob bereits zu dieser Zeit an die beiden jetzigen Westtürme gedacht war, wird man kaum nachvollziehen können.
    Verschiedene, von uns Architektur-Laien nicht ganz leicht zu erkennende bauliche Eigenarten, deuten daraufhin, dass das spätromanische Erdgeschoss noch nicht fertiggestellt war, während das frühgotische bereits längere Zeit zuvor schon begonnen war. Ein plötzlich vollzogener, unerklärlicher Stilwandel. Vielleicht ist der Tod eines der beteiligten Baumeister daran schuld.
    • Bedeutung (Funktion) der einzelnen Abschnitte des Domes (Lettner, Chor usw.):
    Chor: Seit karolingischer Zeit ist dieser Raum vor dem Hochaltar für das Chorgebet der Geistlichkeit und Mönche bestimmt . Erst seit dem 14. Jahrhundert wird der gesamte Bereich innerhalb des Sanktuariums Chor genannt. Dies ist der heiligste Teil einer Kirche, wo die Meßhandlung vorgenommen wird. Dieser Raum wurde mittels Schranken oder seit dem 13. Jahrhundert dem Lettner vom Laienraum abgetrennt. Der Lettner ist eine übermannshohe, oft mit zwei Durchgängen ausgestattete Mauer.
    • Warum wird nicht mit modernen Methoden versucht zu bestimmen, ob Otto I. und Editha wirklich im Dom seine letzte Ruhestätte hat? Wie es z.B. bei dem Sachsenfürst Widukind in Enger durchgeführt wurde (der Widukind zur Zeit Karl des Großen, Enger 2000).
    Über Otto weiß man meines Erachtens Bescheid. Die Reste, die in seinem Sarkophag seit der großen Plünderung im Dreißigjährigen Krieg erhalten geblieben sind, sprechen wohl dafür. Schließlich ist der zentrale Platz, mitten im heiligsten Bezirk einer Kirche, dem Sanktuarium das beste Argument dafür, dass es sich zumindest um seinen Sarkophag handelt. Dies könnte ja überhaupt der Grund sein, warum der gotische Domneubau in seiner Längsachse um 7° verschoben wurde, so dass sich das Grab Ottos, vielleicht ohne bewegt worden zu sein, genau im Mittelpunkt des Chores befindet. Das wäre eine hübsche Begründung, wenn die Hypothese denn stimmt.
    Über den Verbleib der sterblichen Überreste Edithas, deren Kenotaph (oder auch Tumba) sich im Chorumgang befindet, weiß ich leider nicht Bescheid. Hier handelt es sich lediglich um ein leeres Grabdenkmal. Darüber müsste ich mich mal kümmern.

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